Xantens Grüne machen Wahlkampf-Theater im Spazierengehen
Xanten Kreativität statt Kugelschreiber: Rund 50 „Mitläufer“ folgten der Partei und ließen sich aufklären, unterhalten und am Ende beköstigen.
Quelle: rp-online.de Autor: Erwin Kohl
Die Grünen haben am Samstag in Xanten eine besonders kreative Form des Wahlkampfes präsentiert. Statt auf dem Marktplatz Kugelschreiber und Argumente anzubieten, luden sie unter dem Motto „Natur-/Klima-Tour“ zum Theaterspaziergang durch die Innenstadt ein. Zwei Monate haben sie dafür unter der Regie von Theaterpädagoge Ludger Terlinden, der auch für Inszenierung, Kostüme und Texte verantwortlich war, geprobt. Unterstützt wurden die Kommunalpolitiker Schauspielerinnen und Schauspielern des Ensembles „SpielLust“.
Eine davon ist Regine Meyering. Als Wahrsagerin sagte sie den Bau des St.-Viktor-Doms voraus und warnte, dass dafür auf dem Fürstenberg Bäume gefällt würden. „Jeder einzelne davon hätte bis heute eine Milliarde Liter Sauerstoff produziert“, nahm ihr Mitspieler Thomas Bruns-Heiwegen den Faden mit einem Blick in die Glaskugel auf und führte die Episode rasch in die gewünschte (Wahlkampf)Richtung: „Im Jahre 2021 wollen sie in Xanten sogar gesunde Robinien fällen, obwohl sie längst wissen, wie es um unser Klima steht.“ Zwischendurch wurden rund 50 „Mitläufer“ mit Fakten versorgt, erfuhren, dass täglich 100 Millionen Tonnen CO2 durch menschliche Aktivität in die Atmosphäre gelangen und zwei Drittel davon nur durch das Pflanzen von Bäumen ausgeglichen werden könnten.
Am Europaplatz wurden die Theater-Spaziergänger von Sitha Schwarzer und Johanna Vogel in Krähen-Kostümen erwartet. Auf der Bank dazwischen stritten Claudia Köller und Irmy Schwarzer darüber, wie mit der Plage umzugehen sei. „Krähen gehören abgeschossen. Sie koten alles voll, plündern die Mülleimer und machen einen Heidenlärm“, so Schwarzer, während Claudia Köller die Standpunkte der Grünen vertrat: „Krähen fressen Würmer, Käfer, Mäuse. Sie sind unsere natürlichen Schädlingsbekämpfer. Wenn sie die Krähen ausrotten, haben wir bald Ratten in der Stadt, die den Müll fressen.“
„Schottergärten“ sind den Grünen bekanntlich ein Graus. Um zu zeigen, dass es anders geht, traf man sich in einem natürlich angelegten Garten. Rolf Peter Weichold übernahm als Handelsvertreter für Gabionen und Schotter den Part des Fieslings: „Dein Garten ist erst richtig fein, ist er ganz und gar aus Stein. Mit einem herkömmlichen Garten hat man das ganze Jahr Buß- und Beet-Tag.“ Grünen-Sprecher Joe Becker nutzte die Vorlage: „Laut einer Studie erhoffen sich 56 Prozent der Menschen mit einem Schottergarten weniger Arbeit. Das Gegenteil ist der Fall: Wurzeln von Kräutern und Gräsern bohren sich durch den Schotter. Zwischen den Steinen sammeln sich Staub und Blattreste, die einen Humus bilden, auf dem die Flugsamen von Disteln und Löwenzahn landen.“ Am Ende gab’s einen Imbiss an der Kriemhildmühle.